In welchen Merkmalen unterscheiden bzw. Entfernt von jenem Ort, Franz Schubert vertonte den gesamten Gedichtzyklus unter dem Titel Winterreise und in diesem Rahmen auch den Lindenbaum als Kunstlied. Ein entscheidender Unterschied ist, dass der erste Teil der zweiten Strophe (Takt 28 bis 36) in e-Moll anstatt wie die erste in E-Dur gehalten ist. Treffpunkt der Liebenden und Symbol einer milden und wohltuenden Natur[25] ein in der deutschen Literatur und Musik etabliertes Motiv, das sich seit Walther von der Vogelweides Under der linden oder dem Volkslied des 16. Ich musst auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht. Heinrich Heine hat genau diese Figur, die Abwendung vom romantischen Sehnsuchtsbild der Linde und die Zuwendung zum zeitgenössischen Winter, in freilich deutlich ironischer Rede später noch einmal formuliert: Mondscheintrunkne Lindenblüten, „Volkslieder“ folgen allerdings nicht einer bestimmten Form; so findet sich etwa in der bekannten Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“ eine große Vielfalt von variabel gehandhabten Metren, Reimschemata und Strophenformen. Auf der Basis von Schuberts Vertonung der ersten Strophe setzte er Am Brunnen vor dem Tore 1846 für vier Männerstimmen a cappella aus. Am Brunnen vor dem Tore wurde erst zum Volkslied, nachdem der Komponist und Musikpädagoge Friedrich Silcher (1789 – 1860) die von Schubert komponierte Melodie für den Laiengesang arrangierte (1846). Am Brunnen vor dem Tore (Der Lindenbaum ) Text: Wilhelm Müller (1794-1827), 1822 Melodie: Franz Schubert (1797-1828), 1827 Friedrich Silcher, 1846 1. [78], Dieser Artikel behandelt das Volkslied. Die Winterreise. Am Brunnen vor dem Tore. Die Augen zugemacht. Primär musikalisch orientierte Analysen konzentrieren sich meist auf folgende Fragen: Die Versionen von Schubert und Silcher weisen etliche Unterschiede in formaler, melodischer, harmonischer und rhythmischer Hinsicht auf. Die Gaststätte Höldrichsmühle in Hinterbrühl bei Wien wiederum reklamiert für sich, Entstehungsort von Schuberts Komposition zu sein. Zu ihm mich immer fort. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud und Leide zu ihm mich immer fort. Die Linde galt zugleich, zusammen mit der Eiche, als Baum der Deutschen und speziell der deutschen Romantik. [75] (In der Originalversion singt er „John Henry Was a Steel Driving Man“). Peter Rummenhöller bezeichnet Silchers Fassung als „verständlich, volkstümlich und leider auch unabweislich trivial“. Eine leitmotivische Rolle spielt Der Lindenbaum im Roman Der Zauberberg von Thomas Mann. Der Lindenbaum (Wilhelm Müller) Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum; ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum; Ich schnitt in seine Rinde so manches süße Wort, es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort. Am Brunnen vor dem Tore ist auch der Titel eines 1952 von Kurt Ulrich produzierten Heimatfilms mit Sonja Ziemann und Heli Finkenzeller, wo ein Gasthaus seinen Namen dem Liedtitel entlehnt. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort. Ich mußt auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht Da hab ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht Und seine Zweige rauschten Als riefen sie mir zu: Daneben existieren viele mehr oder minder bekannte Bearbeitungen des Liedes für diverse Instrumentalkombinationen. Ferner gibt es unzählige Einspielungen mit anderer instrumentaler Besetzung. neu aufkommende Hoffnung des Wanderers darstellen soll. Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum; Ich träumt’ in seinem Schatten So manchen süssen Traum. Erst mit der dritten Strophe nimmt das Ich Bezug auf die Handlung der Winterreise; es beginnt zu erzählen, nämlich von einem nur kurz zurückliegenden Ereignis: Es ist („heute“) an dem Lindenbaum vorbeigekommen. 1820 wurde von der Polizei eine Schriften-Visitation bei Senn durchgeführt und dieser daraufhin inhaftiert. 2. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum, Ich träumt' in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum ich träumt´ in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Er kann die Ambivalenz von Leben und tödlicher Gefährdung darstellen. [46] Der abschließende Sekundschritt auf „Baum“ ist bei Schubert abwärts, bei Silcher dagegen aufwärts gewandt. Ich träumt’ in seinem Schatten [37][38] Durch diese Änderung der Stellung des Lindenbaums im Zyklus ergab sich eine Bedeutungsverschiebung. Ich schnitt in … So heißt es in Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich: „Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen: wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens.“. Döhl kombiniert allerdings den Text von Müller mit Texten von Georg Trakl und eigenen sozialistischen Überzeugungen.[64]. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; Während Schuberts Begleitung hier rhythmisch mit der Melodie fast identisch verläuft, bringt Silcher in den tiefen Stimmen (Tenor und Bass) die kompliziertere – und für einen Chor nicht leichte – Version aus punktierter Achtel, Sechzehntel, punktierter Viertel und Achtel gegenüber punktierter Viertel und drei Achteln in Sopran und Alt. G D7 G Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Also inklusive des Auftakts von „Am“, ist hier mit „Brunnen vor dem“ Takt 2 gemeint. Bei beiden beschränkt sich die Begleitung primär auf die rhythmisch parallele – den Anforderungen der Besetzung angepasste – Begleitung in meist blockmäßigen Dreiklängen (oder in seltenen Fällen Septakkorden). Andererseits verkörpert er aber auch auf Grund seiner oft nicht erkennbaren Tiefe den Zugang zu verborgenen, schöpferischen und oft destruktiven Schichten der Seele.[24]. Und seine Zweige rauschten, – Gedanken zu Schuberts Winterreise, Der Lindenbaum – Liedfassung: Ludwig Erk, Satz Peter Hammersteen, Klavierwerke / Franz Liszt; Band 9: Lieder-Bearbeitungen für Klavier zu zwei Händen, Leipzig: Edition Peters Nr. Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu: Wilhelm Müller veröffentlichte das Gedicht zuerst als Der Lindenbaum in Urania – Taschenbuch auf das Jahr 1823, einem der beliebten Taschenbücher des frühen 19. Sie war aber auch Ort des Gerichts (Gerichtslinde), altgermanischer Treff der Rechtsprechung (Thing), Sinnbild der Gemeinschaft, Verurteilungs- und Hinrichtungsplatz sowie der von Selbstmördern bevorzugte Ort. 5 des Liederzyklus Winterreise von Franz Schubert (Deutsch-Verzeichnis Nr. Sie ergießen ihre Düfte Zu Müllers Zeiten war die Linde als Baum der Liebe bzw. Schubert dagegen behielt die ursprüngliche Abfolge der ersten zwölf Lieder Müllers – ob aus Gründen des Entstehungsprozesses oder wegen eigener musikalisch-textlicher Intentionen – bei. Dennoch existieren im Detail Unterschiede. Zu dem gleichnamigen Film siehe, Formale und inhaltliche Textinterpretationen, Vergleich der Versionen von Silcher und Schubert, Formale, rhythmische und besetzungstechnische Unterschiede, Zitiert nach: Wilhelm Müller: Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. So manchen süßen Traum. Das Werk bildete dort das fünfte Gedicht eines Zyklus, überschrieben Wanderlieder von Wilhelm Müller. Clemens Kühn schreibt dazu: „In solchem Zyklus steht das einzelne Lied in einer bestimmten Umgebung, aus der es kaum ohne Verlust herausgelöst werden kann. Den Übergang zur sechsten Strophe zeichnet erneut ein abrupter Stimmungswechsel aus. Da steht ein Lindenbaum. Als riefen sie mir zu: Allerdings deutet nichts darauf hin, dass Müller jemals in Allendorf gewesen ist. Verdeckt zitiert wird das Lied auch in Thomas Manns Doktor Faustus. Silcher weicht auf die einfachere Version (wohl auch in Hinsicht auf die bessere Singbarkeit durch einen Laienchor) auf Viertel und vier Achtel aus, die Schubert in Takt 70–76 verwendet. Dort ist auch eine Tafel mit dem Liedtext angebracht. Am Brunnen vor dem Tore ist der erste Vers eines deutschen Liedes Am Brunnen vor dem Tore da steht ein Lindenbaum. Silchers Bearbeitung findet sich zuerst in Heft VIII seiner Volkslieder, gesammelt und für vier Männerstimmen gesetzt, seinem Hauptwerk, das in zwölf Heften über den Zeitraum von 1826 bis 1860 verteilt erschienen ist. Lineare Algebra 1 Einfacher kannst du Lineare Algebra 1 nicht verstehen! Neben Komponisten setzen sich im 20. Der musikalische Verlust übergreifender Bezüge durch eine motivische Herauslösung eines Einzeltitels wird speziell am Lindenbaum an folgendem Beispiel deutlich. Ein Beispiel ist das zehn Jahre ältere Gedicht Eichendorffs „Das zerbrochene Ringlein“, an dessen Beginn „In einem kühlen Grunde/Da geht ein Mühlenrad“ der Lindenbaum anklingt. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum; ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum. Der Lindenbaum in der schubertschen Fassung wurde von fast allen namhaften Sängern des 20. Der Brunnen ist ein seit alters her in Literatur und Märchen häufig verwandtes, mehrdeutiges Symbol. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort; Es zog in Freud und Leide Zu ihm mich immer fort. Dieser Kontrast hat starke Wirkungen, Vollmann spricht gar von „Entsetzen“. Der Hut flog mir vom Kopfe, Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort, In der Winterreise wird das „Wandernmüssen“ zur Zwangsvorstellung, die fort von menschlichen Beziehungen, in Wahnvorstellungen und Tod mündet. Dagegen hebt Joseph Müller-Blattau anerkennend hervor, dass Silcher aus den drei variierten Strophen Schuberts die „Urmelodie“ aus Schuberts Variationen herausdestilliert habe. Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort, und zog in Freud' und Leide zu ihm mich immer fort, zu ihm mich immer fort. Und seine Zweige rauschten, Ein weiterer Unterschied ist in Takt 23 nach Schubert („… zu ihm mich immer …“) festzustellen. Ich mußt’ auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, Fast alle Gedichte der Winterreise sind in ähnlicher Form metrisch und formal gebunden. Die sechste Strophe enthält einen Rückblick des Ichs, der in der erzählten Gegenwart steht („nun“).[18]. [45] Ein in der chronologischen Abfolge der Lieder umgekehrtes Beispiel gibt der triolisch aufwärts gerichtete Dreiklang aus Takt 59 bis 66 des Lindenbaumes, der in Takt 1 und von Wasserflut als triolisch aufwärtsgerichteter Triolengang wieder aufgegriffen wird. Während schon im zweiten Takt[54] auf den drei Achteln von „nen – vor – dem“ bei Schubert der aufsteigende Bass Tonika, Terz und Dominante bringt, repetiert der Bass bei Silcher dreimal den Tonikagrundton. Ein durchgängiges auftaktiges Metrum ist dem Text unterlegt: Jamben mit jeweils drei Hebungen. Am Brunnen vor dem Tore / Da steht ein Lindenbaum / Ich träumt in sei... Deutsch English Español Français Hungarian Italiano Nederlands Polski Português (Brasil) Română Svenska Türkçe Ελληνικά Български Русский Српски العربية فارسی 日本語 한국어 Dort beantwortet der Erzähler die Frage, was die Welt sei, die hinter dem Lied vom Lindenbaum stehe: „Es war der Tod. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum, ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum; ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort; es zog in Freud´ und Leide zu ihm mich immer fort. [48], Die harmonischen Vereinfachungen von Silcher sind an vielen Stellen zu beobachten. Schubert verwendet hier eine relativ schwierige rhythmische Abfolge von Viertel – Achtel – Achtel – Punktiertes Achtel – Sechzehntel. Die letzte Strophe greift erneut das Moment der Zeitlosigkeit („immer“) auf, das die ersten beiden Strophen prägte, und ebenso die Anrede der Lindenbaum-Zweige aus Strophe 4, die nun jedoch im Irrealis steht („fändest“). Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort, Wie haben Schubert und Silcher den textlichen Vorwurf Müllers mittels musikalischer Techniken dargestellt/umgesetzt, eventuell weitergeführt, vertieft, verflacht oder erweitert? [56] Die hektische, ausschließlich auf die Triolenbewegung des Anfangs- und Mittelspiels sowie die von Schubert in tiefe Bassregionen – auf C unter später sogar H – verlegte repetitive linke Hand verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Sowohl Müllers Text als auch die beiden musikalischen Ausdeutungen des Textes haben Interpretationen und Deutungsmuster im rein auf Müller, Schubert und Silcher bezogenen literaturwissenschaftlichen und musikwissenschaftlichen Bereich, aber auch im weiteren Bezug von Musiksoziologie, Geschichtswissenschaft, Germanistik und Psychologie hervorgerufen. Gern bekennen, ach, ich möchte, Elmar Bozzetti: Am Brunnen vor … – Die Befreiung eines Liedes aus dem Klischee des Idyllischen; in Zeitschrift für Musikpädagogik, Heft 18, 1982, Seite 36 ff. In den Versen ist hier und dort ein Unterton von tragischer Ironie nicht zu verkennen. Es zog in Freud und Leide zu ihm mich immerfort. Die kalten Winde bliesen mir grad ins Angesicht, Ich wendete mich nicht. [31], Die typische Gruppierung von Linde und Brunnen als Herzstück einer Siedlung, als sozialer Treffpunkt beim Wasserholen, Platz abendlicher Gespräche, aber auch Tagungsort ist ein schon lange vor dem 19. Im Verhältnis zu den anderen Naturbildern der Winterreise, die von Fels, Eis und Schnee bestimmt sind, wirkt das Ensemble Brunnen/Tor/Lindenbaum wie eine idyllische Insel. Rein triolische Begleitung wechselt mehrmals mit Triolen und Achteln, Triolen sowie Achteln und Vierteln oder Triolen und punktierten Achteln und Sechzehnteln. die Beispiele unter dem Weblink auf das „Goethezeitportal“. (nach Ernst Hilmar: Anm. widersprechen sich die Versionen von Schubert und Silcher in Intention und Aussage? Als Begleiter fungierten oft weltbekannte Pianisten wie Gerald Moore, Jörg Demus, Swjatoslaw Richter, Murray Perahia, Daniel Barenboim, Alfred Brendel, Wolfgang Sawallisch oder András Schiff. Sie kann als eine Art bleibendes Resümee aus der Distanz betrachtet werden („jenem Ort … dort“). Der entscheidende Unterschied ist, dass Silchers Version alle Strophen immer mit den gleichen musikalischen Mitteln verwirklicht – sie ist an die Instrumentierung von Schuberts erster Strophe angelehnt. Zu ihm mich immer fort . Schuberts Liedkunst wurde durch die schwäbisch-süddeutsche Schule und die Erste Berliner Liederschule beeinflusst, ebenso durch gewisse Vorbilder wie zum Beispiel Beethoven (Adelaide, An die ferne Geliebte) oder auch Haydns Englische Kanzonetten und Mozarts Lied vom Veilchen. Dezember 2020 um 11:34 Uhr bearbeitet. Der Text stammt von Wilhelm Müller und gehört zu einem Gedichtzyklus, den Müller mit Die Winterreise überschrieb. Noch vor deren Beginn liegt eine gescheiterte Liebesbeziehung des Protagonisten, eines jungen Mannes, der das Lyrische Ich verkörpert. Die Winterreise. F. Schubert verwendet in Takt 3 in der Begleitung mit halber und Viertelnote längere Notenwerte als in der Melodie und stellt damit auch einen eventuell vorbereitenden Gegensatz zu den darauf folgenden Achteln der Begleitung in Takt 4 her. Der Lindenbaum The Lindentree Melodie - Franz Schubert 1827 (1797-1828) Wilhelm Müller, 1822 (1794-1827) Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum Ich träumt in seinem Schatten So manchen süßen Traum Ich schnitt in seine Rinde so manches liebes Wort Es zog in Freud und Leide Anm. da hab’ ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Ich musst auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht, da hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht. Politisch engagierte Liedermacher wie Franz Josef Degenhardt und Konstantin Wecker sowie Herman van Veen und Achim Reichel haben das Lied ebenfalls vertont. Sogar das Versprechen der „Ruhe durch den Baum“ (was auch als Suizidaufforderung deutbar ist) ist in Dur formuliert. Was anfangs, ferngerückt aber schon durch die Erinnerung, wie real und lebendig besungen wurde, enthüllt sich endgültig als zerbrechlich und scheinhaft (‚du fändest Ruhe dort!‘).“, Generell ist es – auch etwa bei Schumann, Brahms oder Grieg – keine Seltenheit, dass Lieder mit jeder Strophe entsprechend der musikalischen Intention anders variiert werden. Jahrhundert auch Literaten, Dramaturgen und bildende Künstler mit der Winterreise auseinander. Einige wenige Namen sind Hans Hotter, Lotte Lehmann, Peter Anders, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey, Theo Adam, Peter Schreier, Ernst Haefliger, Olaf Bär, Brigitte Fassbaender, René Kollo und Thomas Hampson. Das Werk bildete dort das fünfte Gedicht eines Zyklus, überschrieben Wanderlieder von Wilhelm Müller. Vgl. Zu ihm mich immer fort . Die sechs Strophen des Textes werden von Schubert musikalisch in vier Teile neu gegliedert. Arnold Feil kommentiert die gängigen Hörerfahrungen mit dem Lindenbaum, „Wir hören Schuberts Melodie kaum als ‚Weise‘ des Textes, die im Grunde keiner Harmonie oder Begleitung bedarf, wir hören sie vielmehr als Oberstimme eines vierstimmigen Männerchorsatzes, der uns als Ganzes Volkslied zu sein scheint“[40]. Die Winterreise ist als „Monodrama“ beschrieben worden[7] oder auch als eine Folge von „Rollengedichten“. Die Singstimme wird dabei von Cello, Posaune, Violine, Klarinette, Fagott[69] oder Viola gespielt und von Streichorchestern, Klaviertrio (Emmy Bettendorf),[70] Gitarre oder anderen Instrumentalkombinationen begleitet. Ich träumt in seinem Schatten. Er ist auch Symbol für die Liebe, die Brautwerbung und die Ehe. [28] Im Kontext der düsteren Thematik der Winterreise mit ihren zahlreichen Todessymbolen gewinnt diese Ruhe die Konnotation der ewigen Ruhe, der Verlockung zum Ende der Lebenswanderung durch Suizid. so manches liebes Wort. [62] Auch von Anton von Webern liegt eine Instrumentation der Winterreise vor. […] German Folk (Deutsche Volksmusik, Volksweisen, ) Am Brunnen vor dem Tore lyrics: 1. eine Verschiebung der musikalischen Wahrnehmung und inhaltlichen Interpretation. Ich träumt‘ in seinem Schatten so machen süßen Traum. 96f., Wittkop, S. 113ff. Der Zyklus und der Begriff Winter (siehe Heines Wintermärchen) sei nach Achim Goeres als Metapher für eine Politik der Restauration nach dem Wiener Kongress zu verstehen. Jahrhunderts, die auf mehreren hundert Seiten Gedichte, Erzählungen und Berichte enthielten. Nun bin ich manche Stunde Die Verbindung von Brunnen und Lindenbaum ist auch ein bekanntes Motiv im Märchen. Diese Seite wurde zuletzt am 26. Und im buntgeschmückten Schlitten, Das Grosse Volkslexikon – 1000 Fragen und Antworten, Bertelsmann Lexikon Institut, Wissen Media Verlag, 2006, Seite 57, Peter Rummenhöller: Einführung in die Musiksoziologie, Noetzel, Florian; 1978, 4. Dabei war der Blick auf landschaftliche und soziale Realitäten gekennzeichnet durch die Schau des eigenen, inneren Ichs. Die Gegenwart wird hier in Moll dargestellt und die Vergangenheit in Dur. So manchen süßen Traum. Es zog in Freud und Leide Ein weiterer wichtiger Unterschied ist der Einschub bei Schubert (Takt 45 bis 58) mit seiner textlich und musikalisch ganz anders gelagerten Aussage „die kalten Winde bliesen mir grad in’s Angesicht …“ Dieser Teil hat rein melodisch wenig mit dem eigentlichen Lied zu tun. Durch das „harmlos-schöne Geglättete“ verliere das Lied in Silchers Version „jene Tiefe, die es im Original besitzt“.[41]. Zum ersten Mal wurde das Lied im Freundeskreis von Schubert aufgeführt. Am Brunnen vor dem Tore. Das Ich entscheidet sich für das schutzlose Weiterwandern (ohne Hut) und präsentiert der Kälte und Wucht des Windes sein Gesicht. B. von Stinia Zijderlaan) für zwei Sopranstimmen und einen Alt.[66]. der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht. 1. Modernere kompositorische Auseinandersetzungen stammen von Hans Zender (Tenor und kleines Orchester), Reiner Bredemeyer, Friedhelm Döhl (Streichquintett) und Reinhard Febel. Erika von Borries: Wilhelm Müller – Der Dichter der Winterreise – Eine Biographie, C.H. und immer hör ich’s rauschen: du fändest Ruhe dort! Peter Revers: Mahlers Lieder – Ein musikalischer Werkführer, C.H. Und seine Zweige rauschten, Auch die wissenschaftliche Rezeption hat diesen Zusammenhang des Lindensymbols in Müllers Gedicht mit dem Tod immer wieder betont.[30]. Daß ein kalter Nordwind plötzlich In 12 Liedern. In der bekanntesten und populärsten Bearbeitung der Schubertschen Vertonung von Friedrich Silcher ist das Werk zum Volkslied geworden. Auflage 1998, Seite 239. Über Fluß und Fluren glitten. Außerdem fehlen bei Silcher die in schnellen Sechzehnteltriolen gehaltenen Vorspiele (Takt 1 bis 8 nach Schubert ab Takt 1), Zwischenspiele (z. … Es mochte seinem eigenen ursprünglichen Wesen nach nicht Sympathie mit dem Tode, sondern etwas sehr Volkstümlich-Lebensvolles sein, aber die geistige Sympathie damit war Sympathie mit dem Tode, – lautere Frömmigkeit, das Sinnige selbst an ihrem Anfang, das sollte auch nicht aufs leiseste bestritten werden; aber in ihrer Folge lagen Ergebnisse der Finsternis.“[29], Der Held des Zauberberg, Hans Castorp, und dessen Schicksal verliert sich schließlich in den Schlachten des Ersten Weltkriegs, auf den Lippen genau diejenige Passage des Liedes, in der die Linde zum ersten Mal ihre Lockung ausspricht: „als rauschten sie dir zu“. Ich mußt’ auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht, Da hab’ ich noch im Dunkel Die Augen zugemacht. Für diese Fassung hat sich der Anfangsvers des Gedichts als Titel eingebürgert. Es „wendet sich nicht“ und bleibt bei seiner getriebenen Wanderschaft, in der Region von Schnee, Eis und kalten Winden. Bei Silcher sind Alt, Tenor und Bass hier mit dem Sopran rhythmisch exakt verkoppelt. Beck, 2000, Seite 60 ff. So sind Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen sowohl von der textlichen Intention als auch in kompositorischen Details deutlich von der Winterreise bzw. La teksto devenas de Wilhelm Müller kaj apartenis al poemociklo, kiun Müller titolis Die Winterreise (eo: La vintra vojaĝo). und Die Post formuliert der Komponist und Musikwissenschaftler Hans Gál folgendermaßen: „Das ist ein Abgrund des Selbstquälerischen, der beinahe eine Art Schamgefühl erweckt. [8] In allen Stationen spricht nur das Lyrische Ich mit sich selbst, aber auch mit der Natur oder mit seinem Herzen. [60] Elmar Bozzetti kritisiert, dass die Utopie des Lindenbaumes, die durch die variierte Form bei Schubert erkennbar sei, durch die unvariierte und vereinfachte Form bei Silcher zur „biedermeierlichen Scheinwirklichkeit ohne Realitätsbezug“ werde. Das Wandern ist Bestandteil menschlicher Bewusstwerdung. In Takt 15 folgt Silcher allerdings wieder dem triolischen Modell von Schubert. ; Hufschmidt 1992. [Verse] G D7 G Ich mußt auch heute wandern vorbei in tiefer Nacht. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud' und Leide |: Zu ihm mich immer fort :| 2. Siehe dazu die Deutung der Linde von Carl Gustav Jung als Baum der Liebenden und der Mütterlichkeit. Schubert vertonte Anfang 1827 die ersten zwölf Lieder Müllers, wie sie 1823 im fünften Band des Urania-Taschenbuchs erschienen waren. Weißes Schneegestöber brächte; Strophe. Schuberts Version entspricht somit dem Typus des variierten Strophenliedes, während Silchers Fassung ein einfaches Strophenlied darstellt. Die Augen zugemacht. [76], „Am Brunnen vor dem großen Tor, uff, da steht so ein affengeiler Lindenbaum oh yea, ich träumte in seinem Schatten, so manchen süßen Traum, so manchen süßen Traum unter diesem affengeilen Lindenbaum, oh yea, oh yea.“[77], Auch im Film 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde wird das Lied von der Prinzessin und den Hofdamen unter Anleitung des Gesangslehrers gesungen und später von Ritter Lanze erwähnt. [13] Die politische Dimension der Winterreise beschreibt Harry Goldschmidt so: „In ihrer unwiederholbaren Einheit von Vers und Ton bietet die Winterreise eines der erschütterndsten, wenn nicht das erschütterndste künstlerische Doppelzeugnis jener politischen Unfreiheit, die Heine als die wahre Ursache der romantischen Ironie und des Weltschmerzes beim Namen nannte. Der Teil kann auch als Variation und Durchführung in einem verstanden werden.[50]. zu ihm mich immerfort. Ich schnitt in seine Rinde 1. : „Auch wenn Schubert selbst kein politischer Agitator war, so besaß er doch dauerhafte Kontakte zur politischen Opposition, die Metternich von 10.000 Spitzeln heimlich überwachen ließ.“; In: Diesen Zugang über die Zeitstruktur wählen Hufschmidt, S. Erkennbar durch Betrachten und Vergleich beider Notentexte. Weitere Chorversionen stammen von Conradin Kreutzer, Ludwig Erk, Peter Hammersteen[65] und Josef Böck. Die Romantik prägte im 19. [34] Mit Erfahrungszugewinn und Reifung wie beim wandernden Handwerksgesellen hat der Schubertsche Wanderer wenig gemein. 2. Schubert bringt primär Triolen, während Silcher Strophe 1 wiederholt. Das Gedicht folgt ohne Abweichungen einem festen, zu Müllers Zeit bereits wohlbekannten formalen Muster: vierversige Strophen, die im Wechsel zweisilbig und einsilbig ausklingen (Alternation); in jeder Strophe reimen sich die Schlusssilben des zweiten und vierten Verses. Unverändert erschien der Text herausgegeben von Christian G. Ackermann in Dessau und mit Widmung an Carl Maria von Weber in einer auf 24 Gedichte erweiterten Fassung der Winterreise im zweiten Bändchen der Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten im Jahr 1824. Sie wurde so zu einem Sinnbild der Gemeinschaft, das in Müllers Text in Kontrast zur Einsamkeit des Wanderers steht. Strophe. Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum; / ich träumt' in seinem Schatten so manchen süßen Traum. ), die auch dem auf feine Nuancierungen verzichtenden Volkslied eigen sind. Lyrics. Am Brunnen vor dem Tore, Da steht ein Lindenbaum, Ich träumt' in seinem Schatten So manchen süssen Traum; Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort, Es zog in Freud' und Leide /: Zu ihm mich immer fort. 3602a, n. d. Plate 9885, Der Lindenbaum in der Fassung von Rene Mense auf www.musik-direkt.com, Song: Der Lindenbaum – Alle Versionen; auf www.wer-singt.de, Elke Köhler: Weisen, die die Herzen berühren – Blasorchester bot ganz besonderes Konzert, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Am_Brunnen_vor_dem_Tore&oldid=206897535, „Creative Commons Attribution/Share Alike“, Dieser Artikel wurde am 27. Als eine Möglichkeit außermusikalischer Interpretation meint Clemens Kühn, dass die Triolen hier im Gegensatz zur ersten Strophe als „stabiler Existenz“ dem „bewegten Symbol des Wanderns“ gegenüberständen und die tonale Stabilität der Strophen mit jeder Strophe geringer werde. Während der Lindenbaum in Müllers 1824 erschienener Gesamtversion vom primär noch positiv hoffenden Die Post gefolgt wird, folgt bei Schubert der eher fragend-resignierende Titel Wasserflut. Der Lindenbaum (Am Brunnen vor dem Tore) Am Brunnen vor dem Tore Da steht ein Lindenbaum Ich träumt in seinem Schatten So manchen süßen Traum Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort Es zog in Freud und Leide Zu ihm mich immer fort Ich musst auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht Da hab ich noch im Dunkeln Die Augen zugemacht B. Takt 25 bis 28) und das Nachspiel (die letzten sechs Takte Schuberts). zum Beispiel Brinkmann 2004, passim; Wittkop 1994, S. Die Form der Volksliedstrophe war aber bei den Romantikern als liedhafte, sangbare, Schlichtheit suggerierende Gedichtform sehr beliebt und bereits etabliert. Einige Motive wiederholen sich immer wieder: Liebe und Todessehnsucht, der Gegensatz der erstarrten Winterlandschaft und der fließenden Emotionen (vor allem in Gestalt der Tränen), Trotz und Resignation, vor allem aber das wie getriebene, zwanghafte Wandern. Unverändert erschien der Text herausgegeben von Christian G. Ackermann in Dessau und mit Widmung an Carl Maria … [55], Das schubertsche Zwischenspiel ist weniger gesanglich als eher dramatisch-rezitativ gehalten. [22] Diese fünfte Strophe läuft erstmals auf eine bewusste Handlung des lyrischen Ich zu: Es widersteht dem Lockruf des Baumes; dieser Entschluss erhält einen eigenen Vers, den vierten Vers dieser Strophe, während sonst die Sinneinheiten regelmäßig zwei Verszeilen umfassen. Zu ihm mich immer fort. Da hab ich noch im Dunkel. Weblink auskommentiert, verursacht derzeit Malware-Warnung, 12.
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